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Hinduismus.ZUR VOLKSKUNDE. LIX die Ausstattung mit Tiergliedern und anderen Attributen vielfach
fratzenhaft geworden. Vischnu wird gewöhnlich mit blauem Körper
und vier Armen dargestellt, in deren Händen er eine Keule, eine
Muschel, einen Diskus und eine Lotusblume trägt. Die Schivabil-
der
haben einen oder fünf Köpfe; im ersteren Fall ist auf der Stirn
noch ein drittes Auge angebracht und das Haupthaar in einer starken
Flechte spitz in die Höhe gewunden. Ein Halsband aus Toten-
schädeln
und andere Attribute der Grausamkeit kennzeichnen die
furchtbare Seite seines Wesens, der jedoch eine freundliche gegen-
übersteht
. Von den niederen Gottheiten, die Neubildungen des
Hinduismus sind, werden dem Reisenden am ehesten Bilder des
Ganescha, des Gottes der Wissenschaft, und des Affengottes Hanu-
man
in die Augen fallen. Ganescha, mit Elefantenkopf als dem
Sinnbild der Klugheit, sitzt gewöhnlich über einer Ratte; denn die
Ratte vermag in die verborgensten Schlupfwinkel zu dringen. Sehr
viel verbreiteter sind Bilder des zum Gott erhobenen Affen Hanu-
man
, in dem wir ein Überbleibsel vorarischen Tierdienstes zu sehen
haben. Hanuman gilt als der besondere Schutzgott der ländlichen Be-
völkerung
und des Ackerbaus; sein Bildnis ist deshalb fast in jedem
Dorfe anzutreffen. Gegenstände des Naturdienstes sind außer vielen
anderen namentlich Kühe, Schlangen und zahllose heilige Bäume.

Im Hinduismus herrschen ausgesprochen monotheistische Ten-
denzen
. Das beweist schon die Zusammenfassung der drei Haupt-
götter
zu der dreigestaltigen Trimûrti, die als ein Körper mit
drei Köpfen dargestellt wird, sowie die Vereinigung von Vischnu
und Schiva zu dem einen Gott Harihara (Hari = Vischnu, Hara =
Schiva), dessen Verehrung im Dekkhan weit verbreitet ist. Ferner
zeigt sich das Streben zum Monotheismus darin, daß seit langer
Zeit die meisten Hindus entweder Vischnu oder Schiva als den
höchsten und vielfach geradezu als den einen Gott verehren und
demnach die beiden großen Gruppen der Vaischnavas (Vischnuiten)
und Schaivas (Schivaiten) bilden, deren jede wieder in sehr viele
Unterabteilungen zerfällt. Alle diese Sekten glauben an die ewige
Existenz der Seele und fassen die Erlösung auf als ein bewußtes,
glückliches Fortleben in der Gegenwart des Gottes.

Der Vischnuismus hat seine Anhänger hauptsächlich unter
den höheren Klassen der Hindus und ist von milderer und freund-
licherer
Art als der mehr im niederen Volk verbreitete Schivais-
mus
, der zu asketischen Übertreibungen und orgiastischen Aus-
schweifungen
neigt, sich mit Hexen- und Zauberkram abgibt und
überhaupt einen roheren Eindruck macht. Das tut der Schivaismus
schon wegen der Verehrung des Linga, d. h. des Phallus als
Symbols[Symbol] für Schivas schöpferische Kraft, das in unzählbaren Dar-
stellungen
in ganz Indien zu finden ist, und wegen des abstoßenden
Kultes, der im Dienste seiner gräulichen Gattin geübt wird. In
alter Zeit spielten die Göttinnen gar keine Rolle; aber das hat sich